Outdoor(-er)leben und Pilze im Unterricht, aber wie?


 

Pilze im Unterricht

 

Pilze sind omnipräsent. Teils sichtbar, nicht nur im Herbst, aber oft übersehen oder gar nicht erst als Pilz wahrgenommen und im Bewusstsein des Menschen vorhanden. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) sichtete die Lehrpläne der Länder und stellte dabei für den Bereich der Grundschulbildung fest, dass Pilze im Lehrplan unerwähnt bleiben. Für den alten Lehrplan Sachunterricht traf dies zu. Im Sekundarbereich hingegen war dies nicht der Fall und es fanden sich Inhalte.

 

In der Primarstufe gibt es nun allerdings gravierende Änderungen in Form von Bildungsstandards. Es kam dabei zu einem Wechsel  der „Input-Orientierung“ zu einer „Outcome-Orientierung“. Nicht mehr festgeschriebene  Inhalte (auf einem Konsens aller Länder beruhten diese oft nicht) werden nun mehr vermittelt, nein, die Schüler erwerben Kompetenzen, um mit diesen in ihrem späteren Leben sicher und zielorientiert zu bestehen und erfolgreich sein zu können. D.h. es lassen sich zwar keine Inhalte über den Bereich der Pilzwelt finden, aber anhand der Kompetenzen, die die Schüler erwerben sollen, können sich Pilzthemen sehr wohl in den Unterricht integrieren lassen.

 

Kompetenzorientierter Unterricht und das Thema Pilze bieten große Chancen. Doch wie lässt sich das Thema Pilze kompetenzorientiert, interdisziplinär und adäquat in den Unterricht der Grundschule integrieren? 

Wird der musisch-ästhetische Bereich angesprochen werden? 

Werden die Kinder Spaß am Lernen haben und wie kann der Lehrer in dem schier unendlichen Reich der Pilze einen Überblick bekommen, obwohl er selbst tendenziell doch bisher wenig Kontakt mit der Welt der Pilze hatte?

 

Für den Lehrer bieten sich folgende Möglichkeiten zur Vorbereitung:

 

  1. Pilzbücher
  2. Seite der DGfM (Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.) 
  3. VHS-Kurs
  4. Angebote in den Lehrmittelverlagen (leider sehr übersichtlich)
  5. Fortbildung durch einen Pilzsachverständigen und PilzCoach
  6. durch die Integration des Themas in die Lehrerausbildung bzw. Fortbildung

 

 

Warum Pilzpädagogik?

 

  • Indoor-Lernort Schule,
  • vieles sind Indoorthemen mit wenig Naturbezug,
  • aktuell sind Themen wie Neue Medien sehr präsent (Pilzpäd. als Ausgleich zur technisierten Welt), 
  • dennoch gibt es in der Pilzpädagogik bei schlechtem Wetter die Möglichkeit Indoorthemen durchzuführen,
  • das Zeitalter der großen Entdecker ist vorbei,  in der Pilzpädagogik kann im Mikrokosmos der Natur noch entdeckt, geforscht und gestaunt werden (Kinder werden zu Entdeckern),
  • Pilze im Gegensatz zu Pflanzen nicht ganzjährig beobachtbar und diese kann die Motivation des Entdecken wollens fördern (“Pilze werden zu Schätzen“),
  • Vorbereitung auf die Waldjugendspiele.

 

Ein Mann aus England sitzt unter einem Apfelbaum und döst vor sich hin. Er erschrickt als ihm etwas auf den Kopf fällt. Er sieht es an, beißt hinein und dann sind nur noch Schmatzlaute zu hören.

 

Ein Mann aus Deutschland sitzt unter einem Apfelbaum und döst vor sich hin. Er erschrickt als ihm etwas auf den Kopf fällt. Er sieht es an und denkt nach.

 

Wieso ist der Apfel heruntergefallen?

Welche Apfelsorte könnte das sein?

Sieht der Apfel gesund aus?

Ist er eventuell mit giftigen Pestiziden verseucht?

Befindet sich ein Wurm darin?

 

Nachdem er die Sichtprüfung vorgenommen hat und der Gegenstand ausführlich beschrieben worden ist, folgt die Druck-, Riech- und Schnittprobe. 

Nun ärgert sich der Mann kurz, dass er nur seine Lupe dabei hat, aber das Mikroskop daheim steht.

 

Nachdem der Gegenstand analysiert, klassifiziert und als unbedenklich eingestuft wurde…

 

Exemplarisch wird hier aufgezeigt, wie unterschiedlich Menschen auf Situationen reagieren. Der eine ist Pragmatiker und es wird die affektive-emotionale Ebene angesprochen, beim anderen die kognitive, in dem Fall das logisch-analytische Denken beansprucht. Vorher wird noch das prozedurale Wissen, wie ist der Apfel vom Stamm gefallen, abgefragt.

 

Diese Unterschiede lassen sich auch bei der Namensgebung von Pilzen aufzeigen.

 

 

Englisch

Deutsch

Latein

poor man's beefsteak

Eichen-Lebereischling, Ochsenzunge

Fistulina hepatica

death cap, death angel

Grüner Knollenblätterpilz

Amanita phalloides

chicken of the wood

Gemeiner Schwefelporling

Laetiporus sulphureus

 

 

 

Das Thema Pilze spricht alle Komponenten an. Es ermöglicht neben dem Lernen mit allen Sinnen und dem forschend-entdeckendem Lernen weitere Zugänge, die für einen Lernerfolg förderlich sind. So kann als Abschluss der Lerneinheit, das projektorientierte Lernen, in Form der Planung und Gestaltung eines Pilzmuseums erfolgen. Integrieren lässt sich in das Museum das zuvor durchgeführte Kleinprojekt Champignonzucht. Die dokumentierten Entwicklungsstufen des Pilzwachstums können gezeigt und die ausgewachsenen Champignons bestaunt werden. Im Handel sind solche Prachtexemplare nicht erhältlich.

Um ein Verständnis für den ökologischen Kreislauf der Natur zu bekommen, ist das Wissen über die Aufgaben der Pilze essenziell.

 

Neben der Bedeutung der Pilze für die Umwelt kann Nachhaltigkeit praktisch gelebt werden. Die Pilze die mit den Schülern und Schülerinnen (SuS) im Wald betrachtet werden, finden danach ihren Platz an einem Ast, so dass dem Pilz die Möglichkeit zum Aussporen gegeben wird.

 

 

Aspekte der Pilzpädagogik

 

  • Kompetenzerwerb
  • Erlebnispädagogik und Lernen im Spiel
  • projektorientiertes Lernen
  • entdeckendes Lernen
  • Natur- und Waldpädagogik 
  • Umwelterziehung- und Bildung
  • allgemeine Pädagogik
  • ganzheitliches Lernen
  • Erweiterung des Methodenrepertoire
  • Gesundheitserziehung
  • Aufklärungsarbeit der DGfM
  • Bildungsangebote der DGfM

 

 

Bei der Umsetzung der Pilzpädagogik sollen folgende allgemeine Kompetenzen angebahnt bzw. erweitert werden:

 

Personale Kompetenz:

 

Die SuS erfahren Selbstwirksamkeitserlebnisse und bauen sich ein positives Selbstbild durch diese Erfahrungen auf. (z.B. Sie übernehmen Verantwortung bei der Pilzbestimmung und der Gestaltung eines Pilzsteckbriefs).

 

Soziale Kompetenz:

 

Sie planen und übernehmen mit anderen gemeinsam Aufgaben (z.B. durch die Gestaltung einer Pilzausstellung).

 

 

 

Methodische Kompetenz:

 

Sie wenden Ordnungs- und Bestimmungsverfahren an: Sammeln, Sortieren, Schätzen, Vergleichen, Messen, Wiegen, Aufzeichnen, Modelle bauen, Rollenspiele durchführen, führen Projekte durch,…

 

 

 

Einordnung des Themas in den Perspektivrahmen Sachunterricht (Teilrahmenplan Grundschule Rheinland-Pfalz)

 

 

Perspektive Natur

 

 

Naturphänomene sachorientiert wahrnehmen, beobachten, benennen und beschreiben

 

- Bedeutung der Pilze für unser Ökosystem (Kreislauf des Lebens)

  • Arten der Sporenverbreitung
  • bei Unterrichtsgängen die Pilzwelt erforschen und Sammlungen für den Unterricht anlegen (ausgewählte Pilze mitnehmen, bestimmen und klassifizieren)
  • Vorgänge in der Pilzwelt durch Rollenspiele darstellen (z.B. Mykorrhiza-Pilze in der Symbiose mit Baumpartnern, parasitäre Pilze und holzzersetzende Pilze)

 

Belebte und unbelebte Natur unterscheiden

 

  • Kennzeichen des Lebendigen entdecken (Wachstum und Entwicklungsstufen der      Pilze beobachten)
  • Verbreitung von Pilzen

 

Einen respektvollen Umgang mit der Natur anstreben und mit Lebewesen achtsam umgehen

 

  • Abhängigkeit des Menschen von den Pilzen erfahren (Nahrung, Bedeutung für die Lebensmittelindustrie, Fluss des ökologischen Kreislaufs)
  • Artenvielfalt der Pilze erhalten (negative Einflüsse auf die Pilzwelt, z.B. Gülledüngnung kennen)
  • nachhaltig arbeiten (z.B. Pilzen die Möglichkeit zur Sporenverbreitung geben)

 

 

Perspektive Gesellschaft

 

  • arbeitsteilig ein gemeinsames Produkt erstellen (z.B. Pilzpapier herstellen und vermarkten; Hallimasch-Signallampe konstruieren und über die Einsatzmöglichkeiten reflektieren)
  • Konflikte analysieren und auf eine für alle Beteiligten akzeptable und möglichst gerechte Weise lösen (verschiedene Ansichten über Waldnutzung kennenlernen und diskutieren, z.B. Wald als Ort der holzwirtschaftlichen Nutzung; der Wald als “Urwald“…)

 

Perspektive Technik

 

Ausgewählte technische Verfahrensweisen kennen und anwenden 

 

  • Pilzpapier und Pilztinte herstellen und nutzen

 

Ausgewählte technische Anwendungen erkunden, erklären und ihre Auswirkungen auf die Lebensgestaltung reflektieren können

 

  • mit Pilzen Kleidungsstücke färben und zwischen Handarbeit und maschineller  Fertigung unterscheiden. Auswirkungen der Verlagerung und die Einflüsse der Produktion auf die Umwelt in Dritte-Welt-Ländern kennenlernen und bewerten.
  • ästhetische und kulturelle Zusammenhänge sehen (z.B. Einzigartigkeit, Originalität und Individualität von „Handarbeit“ und von „Massenware“ unterscheiden und bewerten (z.B. mit Pilzen gefärbte Batiktücher herstellen und mit Industrieware vergleichen)

 

Perspektive Raum

 

Räume erkunden, bewusst wahrnehmen und sich in ihnen orientieren

 

  • Mykorrhiza-Pilze und ihre Partner, Hexenkreise und andere Pilzstellen suchen und

   kartieren

  • Skizzen der gefunden Stellen anfertigen
  • Bewegung in virtuellen Räumen (Internet zur Informationsbeschaffung und kritische Analyse von Forenbeiträgen; kritische Auseinandersetzung mit virtueller Pilzberatung)
  • Schulgelände oder Kitas auf gefährliche Pilze untersuchen

 

Räume als natürliche und gestaltete Lebensgrundlage verstehen und nutzen

 

  • Schulgarten pilzfreundlich gestalten; “Pilzhochzeit“ feiern, d.h. zwei verschiedene Pilzwesen einer Art zum Aussporen aufhängen und die Möglichkeit neuen Lebens zu erschaffen

 

Ökologische Zusammenhänge bei der Gestaltung und Nutzung von Räumen erkennen und beachten

 

  • Waldsäuberungsaktionen durchführen und Naturschutzmaßnahmen kennen und umsetzen; Pilzlehrpfad gestalten

 

Perspektive Zeit

 

Zeitliche Strukturen im Alltag unterscheiden und für eigene Planungen nutzen

 

  • biologische gesetzte Zeitabläufe kennenlernen (Pilzjahr)

 

Gegenwärtige Lebensumstände auch als Folge von früheren Entwicklungen, Handlungsweisen, Erfindungen, Entdeckungen erkennen

 

  • die Erfindung des Streichholzes und die Auswirkungen auf die Zunderproduktion

 

  • Nutzen von Pilzen in der Vergangenheit (z.B. Ötzi), in der Gegenwart und Zukunft

 

Einheit „Pilze - andere Lebewesen?“

 

 

Vorwissen sammeln („Das weiß ich schon“ und „Das will ich noch wissen“ auf Zettel schreiben lassen)

 

Faszination auslösen (z.B. durch den Film Schleimpilze und der PPT)

 

Pilzbücher einführen und immer nutzen lassen ( SuS suchen je fünf essbare und giftige Pilze aus und tragen diese ins Heft ein).

 

AB „Gefahren beim Umgang mit Pilzen“ (Folie)

 

Allgemeines: AB (Pilze bilden eigenes Reich, Wachstumsstandort, verschiedene Pilzarten und Recherche im Internet)

 

Aufbau und Pilze zuordnen: AB Aufbau eines Lamellen- und Röhrenpilzes, Pilze zuordnen: z.B. Bovist zu Schlafpilz

 

Vermehrung: Folie Spurenflug und Wachstum, andere Verbreitungsmöglichkeiten (durch Fliegen etc.)

 

Symbiose mit Bäumen, andere Arten wie parasitäre Pilze und Holzzersetzer:

 

Rollenspiel

 

Pilze sammeln: AB Regeln und Verhalten bei einer Pilzvergiftung

 

Pilze sammeln und bestimmen (gutes Schuhwerk, Pilzkorb oder Stofftasche und Bürste)

 

Sporenbilder machen (Verbindung zu Kunst)

 

Pilzsuchbild “Waldlandschaft“

 

Pilzsteckbriefe: AB oder kleines Pilzbüchlein und SuS präsentieren ihre gewählten Pilze (z.B. mit Plakat oder Tafelanschrieb)

 

SuS erfinden, malen und halten eigene Pilze in einem Steckbrief fest.

 

Gestaltung eines Pilzmuseums:

 

u.a. Vorstellung Pilzchampions und andere Kuriositäten aus der Pilzwelt (z.B. Dunkelkammer mit UV-Licht, um fluoreszierende Pilze zu zeigen)

 

 

Schriftliche Überprüfung oder Bewertung einer Projektarbeit

 

 

Fächerübergreifendes Lernen

 

Deutsch

 

 

Richtig Schreiben (Diktat mit Lernwörtern: Myzel, Lamellen, Röhren etc.)

 

 

Texte verfassen

 

- Lyrik: Pilzgedichte; Pilzrezept erstellen

 

 

- Sachtexte erstellen (z.B. Pilzsteckbrief)

 

- Fortsetzungsgeschichten

 

Beispiel:

 

An einem schönen Herbsttag ging ich im Wald spazieren. Ich war auf der Suche nach dem seltenen Kaiserling, als ich plötzlich ein lautes Grunzen vernahm. Ich bekam einen Schreck und rannte immer tiefer in den Wald hinein. Mir kam auf einmal alles sehr unbekannt vor. Ich musste doch zum Abendessen wieder bei meinen Eltern sein...

 

 

Tippwörter: verirrt               leerer Handyakku           Dorf 

Sachunterricht

 

  • Unterrichtseinheit über Pilze: „Pilze - andere Lebewesen?“
  • Papier aus Pilzen herstellen
  • Zunderproduktion
  • Montessori-Pilzkreis herstellen (Bilder und auf der Rückseite Informationen)
  • Taschenlampe mit Hallimasch-Myzel basteln; “Pilznacht“ durchführen (vorlesen von Pilzgeschichten, Nachtwanderung und Suche nach dem “Leuchtendem Holz“)
  • Planung und Gestaltung eines Pilz-Museums (projektorientiertes Arbeiten nach GUDJONS)
  • Projekt Pilzzucht
  • Sporensuche unter dem Mikroskop 

Mathematik

 

- Zählen, Messen, Vergleichen und Kategorisieren 

  • Fliegenpilzhüte mit Punkten zur Addition
  • Rechengeschichten zu Pilzen (z.B. Pilze werden gepflückt und in einen Korb gegeben)
  • Multiplikationsaufgaben

          Wie viele sind in einem Päckchen (Büschel)? 

              Wie viele Päckchen sind es denn?

 

Diese Fragen müssen sich die Kinder stellen und auf einem Suchbild verschiedene Päckchen suchen. Die entsprechende Malaufgabe wird notiert und gerechnet.

 

 

Aufgabenbeispiel: 

Neun Pilze sind in einem Päckchen. Es sind vier Päckchen, d.h. 4x9=36 Pilze

Damit können die Vorteile des Multiplizierens schnell erfasst werden. Beim Wäldchen gelingt dies auch gut. In einem Päckchen sind sechs Bäume und es sind sechs Päckchen. 6x6= 36

 

Darüber hinaus macht es den Kindern Spaß eigene Bilder zu den Malaufgaben zu kreieren.

Kunst

 

- typische Pilze (Ständerpilze) über andere Formen zu Fantasiepilzen

  • Pilzlandschaft (einzelnstehend, mit Überschneidungen der Hüte)
  • Farbspektren der Pilze
  • Artist's mushroom (Artist's Fungus oder Artist's Conk); der Flache Lackporling als “Künstlerleinwand“
  • Basteln von umweltfreundlichen und rissfesten Outdoor-Steinpapiertüten
  • Bemalen von Gedichtschachteln
  • Tücher mit Pilzen färben
  • Farben aus Pilzen herstellen und damit malen

Spiele

 

  • Sporenspiel
  • Rollenspiele planen und gestalten, z.B. Mykorrhiza-Pilze in der Symbiose mit Baumpartnern, parasitäre Pilze und holzzersetzende Pilze)
  • Geruchsmemory (Sehsinn wird blockiert und Konzentration auf den Riechsinn erhöht sich) z.B. mit Knoblauch (Knoblauchschwindling), Gurke (Gurkenschnitzling), Marzipan (Wohriechender Schneckling) und Anis (Anistrichterling).

  

Warum draußen sein?

 

 

Das Leben in der Natur verlangt dem Menschen viele Fähigkeiten und Fertigkeiten ab. Im folgenden werden die großen Teilbereiche aufgeführt. Sämtliche Bildungsstandards lassen sich mit der Outdoor-Pädagogik erreichen. Dazu kommen die Erfolgserlebnisse z.B. das Durchsägen eines Asts mit einer kl. Astsäge und dem Bau eines Notbehelfs für die Nacht. Dadurch werden Selbstwirksamkeitserfahrungen geschaffen, die motivierend sind und zu einem positiven Selbstkonzept der SuS führen können. Die Kinder sind stolz auf das Geschaffene und auf das Vertrauen, das ihnen die Erwachsenen entgegenbringen. Der Lerneffekt bei diesen projektorientierten Methoden ist signifikant.

 

Eine gute Outdoor-Pädagogik wirkt der Gefahr der Risikohomöostase entgegen. Selbstständig zu arbeiten und umsichtig zu agieren, kann gelernt werden. Zu denken, dass man durch das Tragen einer signalfarbenen Jacke ohne Basisfähigkeiten im Bereich der Orientierung zu haben sicher sei, wäre fatal. Dies sollte den Kindern entsprechend vermittelt werden. Die Lehrperson fungiert als Berater und gibt Tipps. “Hilf mir es selbst zu tun“, kann ein Motto sein, wobei nicht ausgeblendet werden darf, dass in Teilen eine adäquate Anleitung, also eine pragmatische Kombination aus Instruktion und Konstruktion stattfinden muss (vgl. EINSIEDLER, Lehr-Lern-Konzepte für die Grundschule).

 

Des Weiteren bietet sich oft eine problemorientierte Fragestellung an. Eine geeignete Situation soll durch die SuS möglichst eigenständig und gemeinsam durch das Finden einer Lösungsstrategie bewältigt werden.

 

Vom Plan zum Modell zu einem fertigen Produkt. Das projektorientierte Lernen kann neben dem Bau von Unterkünften oder technischen Einrichtungen mit dem Thema “Schwimmen und Sinken“ im Sachunterricht eingesetzt werden. Zum Abschluss der Lerneinheit können die Kinder ihr eigenes Floss bauen als Modell bauen. Nach einem Museumsrundgang und dem Schwimmtest wird das Siegermodell zum Bau des Flosses als Vorlage für ein echtes Produkt genutzt.

Neben der politisch-partizipativen Öffnung des Unterrichts bei der Projektmethode, ist das Lernen zudem handlungsorientiert. Die Primärerfahrungen der Kinder werden dadurch gesteigert. Darüber hinaus sind Begriffe wie etwa “Tarnfarbe bei Tieren“ abstrahierte Handlungen, denn Denken geht aus dem Handeln hervor und wirkt steuernd auf das Handeln zurück. Die Denkstrukturen entwickeln sich demnach aus verinnerlichten Handlung (vgl. AEBLI, 12 Grundformen des Lehrens).

 

Dabei steht am Ende der Methode die Abschlussreflexion, die für weitere Lernprozesse notwendig ist. Das Floss könnte zudem in dem vorherigen Schritt den Eltern vorgestellt werden, das Produkt wird präsentiert und das Projekt hat dadurch eine Mitteilungswert, wobei nicht nur das Produkt im Vordergrund steht, sondern auch der Planungs- und Arbeitsprozess, sowie in Interaktion der Projektteilnehmer untereinander.

Projektorientiertes Lernen ist interdisziplinär angelegt und während der Testfahrt lassen sich zuvor einstudierte Lieder der großen Entdecker zum besten geben.

 

 

Teilbereiche:

 

  • Orientierung im Raum (Karte, Kompass, GPS, Spurensuche, Nachtwanderung…)
  • Kenntnisse über Wetterverhältnisse mit einfachen Prognosen zur Entwicklung des Wetters
  • Wissen um die Bedeutung von Hygiene im Outdoorbereich
  • Kenntnisse über eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit Wildpflanzen, Selbstversorgung
  • Fertigkeiten und Umgang mit Werkzeugen, Knotenkunde, Bau von einfachen technischen Einrichtungen etc.
  • Bionik: Wie können wir die Phänomene der Natur für unsere Zwecke nutzen?
  • geeignete Ausrüstung (Einsatzsanalyse, konsumkritische Haltung, Pflegekenntnisse,…)
  • Umweltschutz, Nachhaltigkeit
  • Entdecker werden ("Wir gehen jetzt auf Bärenjagd! Wir haben keine Angst, denn wir sind stark..." Unter dem Mikroskop werden Bärtierchen gesucht und beobachtet)

Thema: Eichhörnchen

Unterrichtseinheit

Der rote Punkt

 

Fächerübergreifend: Deutsch (Lyrik), Sachunterricht (Eichhörnchen), Kunst (den roten Punkt gestalten) und Musik (Lied “Der rote Punkt“)

 

Deutsch: 

Das Rätselgedicht vortragen und raten lassen.  In drei Abschnitten auswendig lernen lassen (Strategien zum Auswendiglernen erklären > Ganzheitsmethode, d.h. nicht Satz für Satz, sondern größere Abschnitte im Ganzen lesen, dabei sprechen und wiederholen.

Die SuS können mit Tablets und einem Programm das Gedicht aufschreiben und die Szenen digital darstellen. Das Gedicht kann zudem aufgesprochen werden.

 

Sachunterricht:

Stationsarbeit zum Eichhörnchen

 

Kunst:

Konzentrische Kreise mit dem Bleistift zeichnen lassen. Die Mitte etwas dunkler ausmalen lassen (dunkleres Braun) und dann heller werdend ins rötliche fließend.

Dazu können auf weiteren Bildern weitere Teile des Eichhörnchens ergänzt werden. D.h. einen Schweif anfügen, den Kopf und die Pinselohren etc.

Zu dem Gedicht können der Situation entsprechend passende Bilder gestaltet werden. Z.B. der roten Punkt, wie er in einem Bettchen in seinem Kobel ruht.

 

Musik:

Nach der Melodie von “Dirty old Town“ (Version von The Pogues) am besten mit der Begleitung einer Gitarre und/oder einer Mundharmonika (blues Harp)

 

Gedicht

Der rote Punkt

 

Da, schnell in dem Grün,

siehst du ihn entfliehen.

Den roten Punkt,

der lacht und balzt,

aber manchmal vor Freude den Schnee herum walzt.

 

Doch fällt der Schnee weiter, 

ist er nicht mehr heiter,

sucht gar oft verbissen,

nach seinen Nüssen.

Doch findet er eine,

wedelt er freudig mit dem Schweif, wie der Zobel

und springt flink hinauf in den Kobel.

 

Jetzt knabbert er erst und ruhet dann,

so lang,

bis die Knospen sprießen

und die Pflanzen wieder in die Höhe schießen.

Na, hat´s gefunkt?

Wer ist er denn, der rote Punkt?

 

Erläuterung:

Eichhörnchen haben eine höhere Körpertemperatur (zwischen 38-40 Grad) als wir Menschen.  Bedingt durch ihren schlanken Körperbau und ihre geringe Größe benötigen Eichhörnchen, bezogen auf ein gleiches Gewicht, das Vier- bis Fünffache an Sauerstoff im Vergleich zu uns. Es verliert durch das Verhältnis von Körperoberfläche zur Masse viel schneller Körperwärme. Deshalb rollt es sich im Schlaf oder bei Kälte zur Kugel zusammen. Dann verliert es am wenigsten Wärme, da die Kugelform die geringste Außenfläche im Verhältnis zur Körpermasse hat. Deshalb sieht man immer mal wieder einen roten Punkt in den Bäumen. Nach Nüssen sucht das Eichhörnchen übrigens auch aus dem Grund heraus, da Sauerstoffumsatz und die Körpertemperatur so hoch sind. Der Körper braucht mehr Energie und diese können nur Nüsse und kein Heu oder Blätter liefern. 

Tiere spielen umso häufiger, je mehr sie beim Wachsen Proteine verbrauchen. Die Fette und Zucker geraten da in einen Überschuss, der abgearbeitet werden muss. Deshalb sieht man die roten Punkte so gerne spielen und vor “Freude“ herumtollen. Sie verfolgen sich sogar manchmal. Bei dieser Balz zwischen Männchen und Weibchen geht es darum, dass beim Weibchen der Eisprung einsetzt und es zum Nachwuchs führen kann. 

Es gibt übrigens unterschiedliche Fellfärbungen bei den Eichhörnchen. Ein Grund für die häufig anzutreffende rote Fellfarbe ist ein Feind des Eichhörnchens, der Baummarder. Dieser ist rotgrünblind. Das helle Rotbraun der Hörnchen entspricht in Helligkeit und dem Grauwert dem Grün der Blätter von Eichen. Somit fällt es dem Marder schwer, es zu entdecken.

Diese Informationen stammen u.a. aus dem Buch "Das Leben der Eichhörnchen" von Josef H. Reichholf.

 

Lied: Der rote Punkt (Melodie “Dirty old town“ von The Pogues)

 

Da, schnell in dem Grün - siehst du ihn entfliehen.

Den roten Punkt-

der lachtund balzt und vor Freude den Schnee herum walzt

den roten Punkt - den roten Punkt

Doch fällt der Schnee weiter - bleibt er nicht mehr heiter,

sucht gar oft verbissen - nach seinen Nüssen.

Doch findet er eine - wedelt er freudig mit dem Schweif

der rote Punkt - der rote Punkt

Dann springt er hinauf - in den Kobel -knabbert er erst 

- und ruhet dann - so lang- bis die Knospen sprießen

der rote Punkt - der rote Punkt

Hat´s nun gefunkt - ja, hat´s nun gefunkt - wer ist er denn - 

der rote Punkt?

Ich mag ihn sehr - ja, ich mag ihn sehr

den roten Punkt - den  roten Punkt

das Eichhörnchen - das Eichhörnchen

Alexander Schmurr